Erster Eindruck beim Gespräch mit der Schulleiterin: Sie ist erschöpft und gleichzeitig erleichtert, dass die akute Phase der Pandemie-Krise vorbei ist. „Wir freuen uns sehr auf die Sommerferien“, sagt Frau Kirschner, „denn das, was wir mitgemacht haben in den letzten Monaten war sehr anstrengend für uns alle.“ Das Schuljahr 2019/2020 wird gewiss in ihre persönliche Geschichte eingehen als „das wohl komplizierteste Schuljahr nicht nur in den drei Jahren an unserer Schule, sondern in meiner gesamten Laufbahn“, sagt sie und fügt lächelnd hinzu: „Wir hoffen jetzt einfach, dass wieder der ganz normale Wahnsinn einzieht in unseren Alltagsbetrieb.“
Der Beginn der Krise: Lockdown
Corona schwappte über die Schule wie ein Tsunami, auf den niemand vorbereitet war: „Am 13. März, einem Freitag, bahnte es sich schon an, und ich versammelte die Lehrer und Erzieher, alle, im Lehrerzimmer. Dann kam die Nachricht: Ab Dienstag wird die Schule geschlossen“, beschreibt Frau Kirschner die Szene: „Wir waren wie vor den Kopf gestossen, mussten über das Wochenende Pläne schreiben, um das Homeschooling und die Notbetreuung zu organisieren, Lehrerschichten dafür koordinieren“, sagt sie, „und so begann diese ganze Corona-Phase: Es war nicht einfach“.
Frau Kirschner schildert die komplizierten Wochen des Lockdown, die folgten, an denen immer wieder neue Informationen, neue Anweisungen kamen, teilweise zögerlich, die dann schnell umgesetzt werden mussten. Die Kollegen hätten verschiedene Wege versucht, bereits Ende März wurde die erste Videokonferenz organisiert, andere Formate ausprobiert wie Zoom, der online-Lernraum. „Der Datenschutz musste beachtet werden, andererseits mussten wir ja weitermachen, deswegen gestatteten wir eine eher unsichere Methode wie Zoom. Unser Kollegium hat sich sehr für die Klassen eingesetzt , es wurde ausprobiert und alternative Methoden gesucht, und teilweise auch viel mehr Zeit als üblich investiert.“ Die Schule, die Schulleitung standen vor einem absoluten Novum: „Das Kollegium war zunächst natürlich verunsichert und wir konnten bestimmt nicht die Erwartungen aller erfüllen. Aber was immer da war, das war das Pflichtbewusstsein den Kindern gegenüber: Wie halte ich den Kontakt zu den Kindern, das war die erste Frage“, erzählt Frau Kirschner.
Die Wiedereröffnung
Die Wiedereröffnung Anfang Mai, zunächst mit den 6. Klassen, dann 5. und 1. Klassen, wurde kurzfristig entschieden und dann umentschieden. „Plötzlich ging alles sehr schnell: Alle sollten bis zum Schuljahresende kommen, und das nächste Schuljahr mit Normalbetrieb starten – Das war wieder eine Überraschung.“ Insgesamt, gibt Frau Kirschner zu, habe „eine große Unsicherheit geherrscht, bei allen, Kollegium sowie Eltern. Auch als der Schulbetrieb wieder losging: Desinfizieren, Kennzeichnen, Brandschutz nicht vergessen…, wir alle waren überrollt, das kann man so sagen.“ Die Klassen wurden wegen der Abstandsregeln gedrittelt, sodaß aus 8 plötzlich 24 Klassen wurden. Mit der steigenden Nachfrage nach Notbetreuung „waren wir sehr schnell ausgereizt mit unseren Kapazitäten, personell und raumtechnisch“, erzählt die Schulleiterin. Dazu kam die weitere pandemiebedingte Logistik: Flure und Türen kennzeichnen, ohne den Brandschutz vergessen, alles desinfizieren, Hygiene gewährleisten. „Wir alle haben bis zum Anschlag gearbeitet, um alles rechtzeitig fertigzubekommen“.
Missverständliche Situationen, Unmut und Kritik von Seiten der Eltern habe es gegeben, natürlich, sagt Frau Kirschner, aber keine unüberbrückbare Differenzen. „Kritik auf Klassenebene muss man einstecken, das bringt uns ja auch weiter und kann sehr konstruktiv sein“, sagt sie. Zufrieden sei sie mit dem Einsatz der Lehrer und Erzieher und Eltern und auch dankbar: „Insgesamt war die Elternschaft voller Verständnis für die Situation und sehr kooperativ. Das Engagement und die Hilfsbereitschaft bei Lehrern und Erziehern sowie bei den Eltern war enorm, und dafür möchte ich mich bedanken“, erklärt sie.
Ferien und Schulanfang
Für den Schulanfang rechnet der Senat mit Normalbetrieb. Die Schulleitung hat drei verschiedene Pläne erarbeitet: A für Normalbetrieb, B für teilweise Schließung, C für Lockdown. „Die Kollegen werden auf verschiedenen Ebenen alles konkretisieren, sodass wir auf jeden Fall gut ausgestattet sind mit umsetzbaren Plänen“, erklärt die Schulleiterin und fügt hinzu: „Nach dem, was wir erlebt haben, kann ich nicht sagen, dass wir auf alles vorbereitet sind, denn niemand weiss wie es in sechs Wochen aussehen wird. Aber eines ist klar: Jetzt sind wir gewappnet – was auch immer kommen mag“, sagt die Schulleiterin. Sie wirkt gelöst, fast entspannt: „Die Lage hat sich beruhigt. Jetzt sind wir -zum Glück, muss ich sagen- fast wieder beim ganz normalen Wahnsinn. Aber wir wissen auch, was wir alles gemacht haben und sind doppelt und dreifach ferienreif. Vor allem für die Kollegen, die eine Klasse haben, war es wirklich eine Herausforderung.“
Frau Kirschner freut sich auf ihren Urlaub: „Zwei Wochen lang werde ich nicht auffindbar sein. Da bin ich mit meinem Mann in einem kleinen Ort in der Schorfheide, wo es weder WLAN noch Telefon gibt, und werde mich erholen.“ Sie lächelt und hätten wir eine Kamera dabei, würde sie in die Linse schauen um zu sagen: „Ihnen, liebe Eltern, liebe Kinder, liebe Kollegen, wünsche ich ebenfalls gute Erholung, viel Spass, freuen Sie sich, dass das alles erst einmal vorbei ist, und genießen Sie die Zeit mit Ihren Lieben! Und wir freuen uns natürlich auf das neue Schuljahr, wenn alle Kinder wieder hier sind.“
PS: Ein sehr schönes Interview mit Frau Kirschner führte übrigens die Schulzeitung, das hier noch zu sehen ist unter dem Titel „Gespräch mit unserer Chefin“